Legasthenie
und LRS
Astrid Kopp-Duller
Vorwort
Wenn man das, worum es in diesem Buch geht, auf
eine kurze Formel bringen wollte, könnte sie lauten:
erkennen und helfen.
Einerseits kann sich eine nicht erkannte Legasthenie sehr negativ
auf das Kind auswirken; andererseits muss ein legasthenes Kind keineswegs
ein „Problemkind“ werden, wenn es eine rechtzeitige
und seinen Bedürfnissen entsprechende Hilfe bekommt. Es ist
also sehr wichtig, dem Kind möglichst frühzeitig zu helfen.
Das Buch will also einerseits einen ersten theoretischen
Einblick in die Problematik der Legasthenie oder Lese-Rechtschreibschwäche
geben. Dadurch sollen Eltern ihre legasthenen Kinder besser verstehen
können oder überhaupt erst in die Lage versetzt werden
zu erkennen, ob ihr Kind legasthen ist. Andererseits werden viele
praktische Anregungen und Anleitungen gegeben, mit denen Eltern
den Kindern eine wirkungsvolle Hilfe geben können. Die Unterstützung
der Eltern ist nämlich bei legasthenen Kindern und Kindern
mit einer Lese-/ Rechtschreibschwäche durch nichts zu ersetzen.
Am Anfang steht also die Frage, was eine Legasthenie
ist und wo ihre Ursachen liegen. Auf diese Frage wird freilich nur
relativ kurz eingegangen: Wissenschaftliche Erklärungsansätze
stehen für die betroffenen Eltern zumeist nicht im Vordergrund.
Für eine wirkungsvolle Hilfe ist es wichtiger zu wissen, woran
Eltern eine Legasthenie erkennen können. Ferner werden die
Signale genannt, die schon früh, eventuell schon im Vorschulalter,
auf eine Legasthenie hinweisen. Als weiterer wichtiger Punkt werden
auch die Umstände genannt, die zu Verhaltensstörungen
führen können, und andere Begleitumstände, die eventuell
mit einer Legasthenie einhergehen.
Der zweite Hauptteil des Buches enthält Anleitungen
zum Training mit legasthenen Kindern, die speziell auf Eltern zugeschnitten
sind, und praktisches Arbeitsmaterial. Nicht immer können Eltern,
insbesondere bei schwerer betroffenen Kindern, die gesamte Förderung,
die das Kind braucht, alleine leisten, vor allem nicht bei Kindern,
welche zusätzlich unter so genannten Sekundärproblematiken
leiden. Deshalb werden auch die unterschiedlichen rechtlichen Regelungen,
die in den verschiedenen Bundesländern in Deutschland und in
Österreich sowie der Schweiz gelten, beleuchtet. Sie betreffen
einerseits das Schulrecht im engeren Sinne, andererseits die finanzielle
Unterstützung, die eventuell notwendig wird, wenn die schulische
und heimische Hilfe nicht mehr ausreicht: Eine außerschulische
Hilfe ist ja immer mit einem finanziellen Aufwand verbunden. Schließlich
wird den Eltern auch geholfen, Kontakt mit Experten in ihrer Nähe
aufzunehmen, die eine international ausgerichtete, wissenschaftlich
orientierte und praxisbezogene Ausbildung haben.
Schließlich könnte das Buch dazu beitragen,
den Betroffenen ein neues Selbstbewusstsein zu geben, indem es ihnen
hilft, sich die positiven Facetten dieses Phänomens, also die
besonderen Möglichkeiten, die eine Legasthenie auch mit sich
bringt, bewusst zu machen. Und manchen könnte es auch dazu
anregen, mit den Worten Schwäche, Störung, Behinderung
oder Krankheit im Zusammenhang mit der Legasthenie etwas vorsichtiger
oder umsichtiger umzugehen, damit diese besonderen Menschen nicht
ins Abseits geraten, sondern ihre oft hohe Begabung entfalten und
damit später ihren wertvollen Beitrag für die Gesellschaft,
für uns alle leisten können.
Dr. Astrid Kopp-Duller
Buch "Legasthenie und LRS" Herder
Verlag
Für die Internetseiten verantwortlich:
Dyslexia Research Center https://www.drcag.com
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